Hightech aus Holzwickede für Gold in London!

Heute beginnen in London die 14. Paralympischen Spiele. Mehr als 4.000 Sportlerinnen und Sportler aus 165 Nationen werden in über 500 Wettkämpfen in 20 Sportarten um die Medaillen kämpfen. Die Paralympics 2012 sind damit eines der wichtigsten Weltsportereignisse und das wichtigste Sportfest des gesamten Behindertensports. Erstmals sind die Zuschauerkarten schon vor Beginn der Wettkämpfe ausverkauft und allein die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen 70 Stunden lang die Wettkämpfe. Mit dabei sein wird die Ausrüstung der Firma Schmicking Reha-Technik aus Holzwickede, die ich in der vergangenen Woche zusammen mit dem Bürgermeister von Holzwickede Jenz Rother besucht habe.

Schmicking Reha-Technik stellt Rollstühle und Handbikes nicht nur aber auch und besonders für den Sportbereich her. Beim Rundgang und Gespräch mit Firmengründer Thomas Schmicking, selbst früherer Nationalspieler im Rollstuhlbasketball, wird schnell deutlich, dass in diesen Geräten enormes technisches Know-How steckt und modernste Geräte und Werkstoffe verarbeitet werden. Dabei werden alle Sportrollstühle individuell angepasst an die Behinderung, die Größe und das Gewicht des Sportlers. Hier werden aufwendige Berechnungen und Simulationen für die Konstruktion des Geräts eingesetzt und spezielle Werkstoffe verbaut, die Gewicht und Reibungsverluste minimieren. Dabei sind auch die unterschiedlichen Belastungen durch die jeweilige Sportart zu beachten. Beim Basketball beispielsweise wird robust gespielt und das muss der Rollstuhl dann auch entsprechend aushalten. Zudem muss über die Fixierung des Körpers und die Positionierung des Körperschwerpunktes eine maximale Wendigkeit erreicht werden.

Bei Schmicking bestellen, trotz international hochkarätiger Konkurrenz, die besten Sportler Deutschlands in ihren Disziplinen und weltweit Athleten ihre Geräte. Sie erreichen ihre herausragenden Leistungen natürlich vor allem durch intensives und entbehrungsreiches Training. So wird die Marathondistanz wird in knapp einer Stunde  von den besten Athleten absolviert. Dabei gibt es keine Pause, sondern permanente Höchstbelastung für Kreislauf und Muskelapparat. Und dafür geben sie nicht nur körperlich alles, sondern investieren auch eine Menge Geld in ihren Sport. Denn Profitum gibt es im Behindertensport nicht.

Im Gespräch kommen wir daher auch auf die Defizite zu sprechen. Momentan wird nach dem insgesamt mäßigen Abschneiden deutscher Athleten bei den Olympischen Spielen die Sportförderung neu debattiert. Dabei stehen viele Möglichkeiten, über die die Olympioniken verfügen, den Behindertensportlern nicht zur Verfügung. Sponsoren sind kaum zu finden und auch Beschäftigungsmöglichkeiten, z.B. bei den Landes- und Bundesbehörden sind noch ausbaufähig. Ein erster guter Schritt ist die Erhöhung der Prämien für die Sportler bei den Paralympics. Sinnvoll wäre es jedoch, auch die Breitensport- sowie die Eliteförderung auszubauen.

Auch im Forschungsbereich, für den ich mich als Forschungsausschussmitglied besonders interessiere, gibt es bislang wenig Beachtung für den Behindertensport. Selbst dort, wo ausschließlich für Sportgeräte geforscht und entwickelt wird, findet kaum Austausch mit dem Behindertensport statt. Hier sehe ich eine Aufgabe für die Bundespolitik, genauer hinzusehen und werde mich mit den Fragen unmittelbar an die Bundesregierung wenden.

Mit Thomas Schmicking habe ich vereinbart, im Gespräch zu bleiben. Er wird in den nächsten Tagen nach London fahren und die Straßen- und Bahnradsportler technisch betreuen. Übrigens mit dem Auto, weil der Verband zu wenig Geld hat, um ihm mit seinem Equipment für Reparatur und Wartung einen Lufttransport finanzieren zu können.