Politik in einfacher Sprache

Die SPD-Bundestagsfraktion übersetzt ihren Antrag zur Alphabetisierungsarbeit in Deutschland in „Einfache Sprache“

Zum internationalen Weltalphabetisierungstag der UNESCO am 08. September erklären die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dagmar Ziegler, der bildungs- und forschungspolitische Sprecher Dr. Ernst Dieter Rossmann und der zuständige Berichterstatter Oliver Kaczmarek:

Die SPD-Bundestagsfraktion hat ihren aktuellen Antrag „Alphabetisierung und Grundbildung fördern – Für eine nationale Alphabetisierungsdekade“ (Drs. 17/9564) in „Einfache Sprache“ übersetzt. „Einfache Sprache“ arbeitet mit leichten Wörtern, einfachem Satzbau und vermeidet Passivkonstruktionen und Füllwörter. „Einfache Sprache“ ist eine Möglichkeit, Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, zu erreichen.

Die immens hohe Zahl funktionaler Analphabeten in Deutschland – 7,5 Millionen – muss endlich reduziert werden. Die eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können, muss ein Ende haben. Deswegen fordern wir eine Alphabetisierungsdekade, eine gemeinsame Kraftanstrengung aller relevanten Akteure aus Politik, Wirtschaft, Medien und Verbänden, um schrittweise die Zahl der Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche in Deutschland zu verringern.
Anfang 2011 hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan angekündigt, einen gesellschaftlichen Pakt für Alphabetisierung und Grundbildung zu initiieren. Viel blieb von der Ankündigung nicht übrig. Zwar gibt es inzwischen eine gemeinsame Vereinbarung mit den Ländern, doch diese weisen kaum konkrete Zahlen und Ziele auf. Statt auch finanziell eine Vorreiterrolle einzunehmen, schiebt die Bundesregierung die Verantwortung über wesentliche Maßnahmen auf die Länder und Kommunen ab. Dies ist keine wirksame Hilfe für die 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten.

Unsere Kernforderungen sind:
• Alphabetisierung muss als eine herausragende bildungspolitische Herausforderung gesamtgesellschaftlich verstanden werden. Daher fordern wir eine nationale Alphabetisierungsdekade mit konkreten Projekten und klaren Zielvorhaben

• Die Zahl der funktionalen Analphabeten in Deutschland von derzeit 7,5 Millionen Menschen muss absehbar halbiert werden. Dazu müssen dauerhafte und tragfähige Strukturen als Teil des allgemeinen Weiterbildungssystems in Deutschland aufgebaut und gestärkt werden.

• Wir verfolgen das Ziel, schrittweise die Anzahl der Kursplätze für Alphabetisierung und Grundbildung an den Volkshochschulen und weiteren Trägern auf mindestens 100.000 jährlich zu erhöhen. Dazu bedarf es einer verbindlichen Vereinbarung über den dauerhaften Mitteleinsatz der jeweiligen politischen Ebene. Wir wollen, dass der Bund ab 2013 jährlich mindestens 50 Mio. Euro für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit bereitstellt.

• Wir brauchen eine für die Belange von funktionalen Analphabeten sensibilisierte Öffentlichkeit. Dazu wollen wir ein positives Klima und niedrigschwellige Strukturen für mehr Lese- und Schreibfähigkeit, zum Beispiel mit Texten in „Einfacher Sprache“, schaffen.