Holocaust-Gedenktag: Oliver Kaczmarek trifft Zeitzeugen aus Weißrussland

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Fünf Zeitzeugen aus Belarus (bei uns besser bekannt als Weißrussland) besuchen am Montag, 27. Januar, die Gedenkstunde des Deutschen Bundestages zum Internationalen Holocaust-Gedenktag. Für Aleksandra Borisowa, Maja Krapina, Frida Raismann, Sima Margolina und Michail Trejster ist die Gedenkveranstaltung in Berlin der Auftakt zu einer Begegnungsreise in sechs deutsche Städte. In Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Köln werden sie vor Schulklassen und Erwachsenen über ihre Schicksale sprechen. Die Zeitzeugengespräche organisiert das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund (IBB Dortmund).

Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert und der russische Schriftsteller Daniil Granin („Die schöne Uta“) werden in der Gedenkveranstaltung in diesem Jahr besonders der Opfer der NS-Gewaltverbrechen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gedenken. Aleksandra Borisowa, Maja Krapina, Frida Raismann, Sima Margolina und Michail Trejster haben den Überfall auf die Sowjetunion als Kinder erlebt. Anfang der 1940er Jahre wurden sie ins Minsker Ghetto bzw. nach Auschwitz deportiert. In ihre Erinnerungen brannten sich unterschiedliche Erfahrungen mit den Deutschen ein, die südwestlich von Minsk das Vernichtungslager Trostenez gründeten.

Erinnerung an den Krieg und die Judenverfolgung
Die Zeitzeugen sind heute zwischen 77 und 86 Jahre alt. In Berlin hoffen sie auf Gesten der Versöhnung. In den Zeitzeugengesprächen an den folgenden Tagen werden sie ihre Erinnerungen an den Krieg und die Judenverfolgung schildern. „Wir freuen uns, dass die Zeitzeugen die weite Reise auf sich nehmen und ihre Erfahrungen an die junge Generation weitergeben“, sagt Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund. In Berlin werden die Gäste nach der Gedenkstunde im Bundestag die SPD-Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek und René Röspel treffen. Vom 28. Januar bis 1. Februar 2014 steht jeweils ein Gast aus Belarus in Berlin, Bremen, Frankfurt, Hamburg und in der Region Köln-Düsseldorf für Zeitzeugengespräche zur Verfügung.

Spenden-Aktion für Mahnmal „Der Weg des Todes“

Im Juli jährt sich die Befreiung der Sowjetunion von der deutschen Besatzung zum 70. Mal. Belarus verlor ein Viertel seiner Bevölkerung durch die Gräuel des Krieges und war Schauplatz systematischer Ermordungen von Juden aus Westeuropa. Im Vernichtungslager Trostenez bei Minsk wurden Schätzungen zufolge rund 200.000 Menschen ermordet. An die Schicksale der Menschen in den 34 Massengräbern soll in Zukunft eine Holocaust-Gedenkstätte erinnert. Das IBB Dortmund hat im September 2013 eine Spenden-Aktion für das neue Mahnmal „Der Weg des Todes“ ins Leben gerufen, um einen Impuls zur Aufarbeitung und Versöhnung zu geben. Die Begegnungen werden gefördert durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“.

Grundsteinlegung im Juni in Trostenez

Trostenez war der größte Vernichtungsort in Belarus während der deutschen Besatzungszeit
von 1941 bis 1944. Zwischen 50.000 und 206.500 Menschen wurden dort getötet, verscharrt,
später exhumiert und verbrannt. 1941 und 1942 wurden mehr als 22.000 westeuropäische Bürger mit jüdischen Wurzeln aus Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Köln und Hamburg, sowie aus Theresienstadt und Wien nach Minsk und Trostenez deportiert. Sie hatten die Illusion, dass die nationalsozialistische
Führung ihnen dort die Möglichkeit geben würde, eine neue Existenz aufzubauen. Die Namen
wurden mit großer Genauigkeit in Listen verzeichnet. In Minsk angekommen wurde die
Mehrzahl der Deportierten jedoch sofort getötet und in Gruben verscharrt. Ausführliche
Informationen zum Stand der historischen Forschung enthält die Dokumentation „Der
Vernichtungsort Trostenez in der europäischen Erinnerung“. Das IBB hatte im September 2013
eine Spendenaktion für eine Gedenkstätte in Trostenez gestartet. Sie wird unter anderem von
Bundespräsident Joachim Gauck unterstützt. In diesem Jahr soll in Trostenez eine Gedenkstätte
geschaffen werden. Zur Grundsteinlegung am 8. Juni 2014 sind auch interessierte Bürger aus
Deutschland eingeladen.