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Eine neue Chance für Belarus!? Oliver Kaczmarek zu 25 Jahren diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Belarus

Vor 25 Jahren nahm die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen mit der Republik Belarus auf. Enge zivilgesellschaftliche Beziehungen charakterisieren das Verhältnis ebenso wie historische Verflechtungen. Gleichzeitig stehen die Vollstreckung der Todesstrafe, Defizite bei der Durchführung von Wahlen und Einschränkungen bei der Meinungs- und Versammlungsfreiheit trennend zwischen beiden Ländern.

Und doch hat Belarus in den letzten zwei Jahren neue Schlagzeilen gemacht. In die Beziehungen zwischen der EU und Belarus ist Bewegung gekommen. Seine Mittlerrolle im Ukraine-Konflikt hat Belarus, dessen engster wirtschaftlicher, kultureller und politischer Partner Russland ist, und seiner politischen Führung Aufmerksamkeit und nicht selten Anerkennung gebracht. Infolge der Ukraine-Krise hat Belarus seine staatliche Eigenständigkeit stark betont, was der Führung viel Unterstützung in der eigenen Bevölkerung bescherte. Der außenpolitische Durchbruch blieb zwar noch aus, aber Belarus zeigte sich bereit zur Wiederaufnahme des Modernisierungsdialogs mit der EU und beteiligte im Rahmen des Menschenrechtsdialogs erstmals die Zivilgesellschaft. Das waren ohne Zweifel Schritte in die richtige Richtung.

Mit der Freilassung der politischen Gefangenen Ende 2015 räumte das Regime eine der ganz großen Hürden für die Wiederannäherung an die EU beiseite. Sie war Grundvoraussetzung für weitere Schritte – auch seitens des Deutschen Bundestags. In der Folge suspendierte die EU mit Zustimmung der Bundesregierung zunächst die Sanktionen gegen Belarus und setzte sie im Februar 2016 bis auf wenige Ausnahmen aus. Zuletzt überzeugten die Präsidentschaftswahlen 2015 und die Parlamentswahl 2016 die internationalen Beobachter zwar nicht, aber Fortschritte wurden durchaus konstatiert. Vor allem verliefen die Wahlen gewaltfrei.

Manch einem mag das mühsam vorkommen, weil die Fortschritte übersichtlich erscheinen. Aber dennoch reichen sie aus, um zu fragen, wie die EU und insbesondere Deutschland, das große Aufmerksamkeit in Belarus genießt, auf diese Veränderungen reagiert. Nicht selten sind deswegen Bedingungen für die Verbesserung der Beziehungen formuliert worden.

Nachdem sich der deutsche und der belarussische Außenminister zu bilateralen Gesprächen am Rande internationaler Konferenzen trafen, war die deutsch-belarussische Parlamentariergruppe im Oktober 2016 zu einer Delegationsreise in Minsk, um dort Gespräche sowohl mit Vertretern der Zivilgesellschaft als auch der Regierung und des Parlaments zu führen. Dies war ein großer Schritt. Noch 2011 wurde der damaligen Vorsitzenden der Parlamentariergruppe Uta Zapf die Einreise nach Belarus verweigert, als sie den Prozess gegen den sozialdemokratischen Präsidentschaftskandidaten Nikolai Statkevich beobachten wollte. Besondere Beachtung fand deshalb das Treffen mit Vertretern des Repräsentantenhauses und des Vorsitzenden des Rates der Republik Michail Mjasnikowitsch. Gespräche zwischen Parlamentariern waren der belarussischen Seite lange ein besonderes Anliegen. Trotz der Kritik der demokratischen Opposition in Belarus, hat die Parlamentariergruppe diesen Besuch durchgeführt, da angesichts der Fortschritte nicht zu erklären war, warum der Dialog mit Belarus im Vergleich zu anderen autoritär regierten Staaten immer noch eine besondere Handhabung erfahren soll. Das schloss Kritik ein, insbesondere an der Vollstreckung der Todesstrafe, die nach wie vor die entscheidende Hürde zur Vollmitgliedschaft im Europarat ist. Die deutschen Parlamentarier trugen die Hoffnung, dass mit dem Besuch ein neuer Raum für konstruktiven Dialog eröffnet werden kann, der Belarus dazu ermutigt, seine gewonnene Souveränität weiter zu nutzen – auch im Verhältnis zu Deutschland.

Zum Jubiläum der diplomatischen Beziehungen unternahm die Bundesrepublik Deutschland einen weiteren Schritt, um den Dialog zwischen beiden Ländern auszubauen. Mit dem Besuch von Staatsminister Roth, den der Verfasser als Vorsitzender der deutsch-belarussischen Parlamentariergruppe begleitet hat, war die Bundesregierung in Minsk zu diesem feierlichen Anlass hochrangig vertreten sein. Neben Gesprächen mit dem Außenminister Makei, der Zivilgesellschaft, Studierenden und den oppositionellen Abgeordneten, hatte die Eröffnung der Ausstellung zum NS-Vernichtungsort Malyj Trostenez einen besonderen Stellenwert. Die zivilgesellschaftlichen Kontakte zwischen Deutschland und Belarus waren stets das Rückgrat der Beziehungen. Es ist daher besonders erfreulich, dass Experten aus Belarus, Deutschland, Tschechien und Österreich beim sensiblen Thema der Vergangenheitsbewältigung der NS-Verbrechen einen gemeinsamen Weg erfolgreich beschreiten konnten. Aus der Vergangenheit erwächst eine Verantwortung für die Zukunft. Es wäre erfreulich, wenn die gemeinsame Ausstellung den Weg der weiteren Annährung ebnet.

Derzeit überschatten beunruhigende Nachrichten aus Belarus die Gespräche. Der Protest gegen das Dekret Nummer 3 des Präsidenten, das eine Sondersteuer von umgerechnet 200 Euro für Arbeitslose vorsieht, flammt in Minsk und vor allem in der Provinz seitens des gesamten oppositionellen Spektrums auf. Das Regime reagiert mit Verhaftungen. Menschenrechtsorganisationen gehen von bis zu 200 Verhaftungen mit mehrwöchigen Haftstrafen aus. Die EU bekräftigte daraufhin die Wichtigkeit der Demokratisierung in Belarus und fordert die Beachtung der Menschenrechte ein. Die belarussische Regierung gibt mit ihrem harschen Vorgehen denen Recht, die stets davor gewarnt haben, dass eine Annäherung wie 2010 durch Aktionen gegen die demokratische Opposition konterkariert werden könnte. Wichtig ist jetzt, dass die Regierung besonnen und tolerant auf demokratischen Protest reagiert. Das Dekret Nummer 3 ist mittlerweile außer Kraft gesetzt und soll überarbeitet werden. Das ist ein richtiges Signal, aber womöglich geht es gar nicht nur um dieses eine Dekret, sondern vor allem darum, welche Form der dialogorientierten politischen Auseinandersetzung Belarus entwickelt und wie der Staat mit demokratischem Protest umgeht. Verhaftungen in größerem Umfang stützen nicht das mühsam aufgebaute Vertrauen, sondern nähren Misstrauen in die Ernsthaftigkeit des bisherigen Prozesses. Daran sollte weder Belarus noch Deutschland ein Interesse haben.

Belarus steht (wieder einmal) an einer Weiche seiner zukünftigen Entwicklung. Es gehört zur politischen Redlichkeit, die Fortschritte nicht nur zu benennen, sondern auch anzuerkennen und Zug um Zug an Verbesserungen zu arbeiten. Die deutsch-belarussische Parlamentariergruppe bleibt dabei ein aktiver Teil der deutschen Außenpolitik. Bei allem, was man heute sagen kann und bei aller gebotenen Vorsicht über die Stabilität des gewählten Weges: Belarus hat eine neue Chance verdient, wenn es den Weg der vergangenen beiden Jahre konsequent weiter verfolgt.

Präsidentschaftswahlen in Belarus

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Am 11. Oktober fanden in Belarus die Präsidentschaftswahlen statt. Als Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Parlamentariergruppe habe ich die Wahlen natürlich aufmerksam verfolgt. Das Land gilt als letzte Diktatur Europas. Deswegen war auch die Wiederwahl des autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko keine Überraschung. Mit 83 Prozent der Stimmen sicherte er sich seine fünfte Amtszeit. Die Wahl hatte kaum etwas mit einem demokratischen Verfahren zu tun – da sind sich unabhängige Wahlbeobachter und Experten einig. Lukaschenko hofft trotzdem darauf, dass der Westen seine Sanktionen gegen die weißrussische Führung lockert – und dass der Internationale Währungsfonds dem finanziell angeschlagenen Land einen neuen Milliardenkredit gibt. Um ein positives Zeichen Richtung Europäische Union zu setzen wurde wenige Wochen vor den Wahlen der Sozialdemokrat Nikolaj Statkewitsch aus dem Gefängnis entlassen – der wichtigste Oppositionspolitiker des Landes. 2010 war er Präsidentschaftskandidat und wurde danach zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Zuletzt wurden seine Haftbedingungen immer wieder verschärft. Trotzdem scheiterten alle Versuche des Regimes, ihn zu einem Gnadengesuch an den Präsidenten zu bewegen. Jahrelang hat sich die SPD dafür eingesetzt, dass der Vorsitzende ihrer Schwesterpartei frei kommt.

In einem Artikel für den vorwärts habe ich die Situation in Belarus unmittelbar vor den Wahlen und den Hintergrund der Freilassung von Nikolaj Statkewitsch analysiert. Den Artikel können Sie hier nachlesen.

Den Ausgang der Wahl habe ich in einer Diskussionsrunde des Radiosenders InfoRadio (Radion Berlin-Brandenburg) analysiert. Sendetermin ist der darauf folgende Sonntag, 18.10., 11.05 – 12.00 Uhr (93,1 MHz), Wiederholung 20:05 Uhr

 

Oliver Kaczmarek in den Vorstand der deutsch-belarussischen Gesellschaft gewählt

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Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek wurde am vergangenen Dienstag als Beisitzer in den Vorstand der deutsch-belarussischen Gesellschaft (dbg) gewählt. Die dbg fördert seit 1999 die deutsch-belarussische Verständigung durch Veranstaltungen, Publikationen und Vernetzungen.

„Es gibt auf zivilgesellschaftlicher Ebene einen intensiven Austausch zwischen Deutschland und Belarus, ob im Rahmen von Tschernobyl-Initiativen oder in kulturellen, sportlichen und historisch-politischen Austauschprogrammen. Dieses Engagement gilt es weiter zu stärken und zu unterstützen“, so Kaczmarek.

Der Bundestagsabgeordnete engagiert sich bereits seit vielen Jahren im Bereich der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Belarus und unterstützt das Engagement der Tschernobyl-Initiativen in seinem Wahlkreis.  Seit einigen Jahren ist er Kuratoriumsmitglied des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks in Dortmund und seit 2014 Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag.

 

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Bologna-Beitritt von Belarus als Chance für Studierende und Auftrag zu Reformen

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Mit der Entscheidung der Bologna-Ministerkonferenz in Jerewan wurde die  Republik Belarus als 48. Mitglied in den Europäischen Hochschulraumaufgenommen. Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt diesen Schritt als Chance für die belarussischen Studierenden und Akademiker und als Auftrag an die belarussische Regierung für Reformen im Hochschulwesen.

Die Entscheidung der Bologna-Ministerkonferenz zur Aufnahme der Republik Belarus in den Europäischen Hochschulraum ist ein wichtiges Signal für die Offenheit Europas gegenüber den belarussischen Studierenden und Akademikern.

Für die belarussische Regierung ist der Beitritt zugleich ein Auftrag zu Reformen des Hochschulsystems. Die Autonomie der Hochschulen und die Freiheit von Wissenschaft und Forschung sind grundlegende Werte des Europäischen Hochschulraums. Wir erwarten, dass diese Werte auch an belarussischen   Hochschulen durch konkrete Veränderungen verankert werden.

Der Beitritt der Republik Belarus zum Bologna-Prozess ist ein wichtiger Schritt in der multilateralen Zusammenarbeit. Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise gilt es, zukünftig auch die friedenspolitischen Chancen des Europäischen Hochschulraumes, der auch Russland und die Ukraine umfasst, stärker zu nutzen. Multilaterale Kooperationen  insbesondere mit den osteuropäischen Ländern und die Unterstützung bei Reformen im Hochschulwesen und dem Austausch von Studierenden und Akademikern sollten stärker in den Fokus genommen werden.

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Gemeinsam erinnern und für die Zukunft lernen – Reise nach Belarus

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Oliver Kaczmarek, Matthias Platzeck und René Röspel in Trostenez

Anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges reiste Oliver Kaczmarek als Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Parlamentariergruppe gemeinsam mit seinem Kollegen René Röspel vom 2. bis 5. Mai 2015 zu politischen Gesprächen nach Belarus. Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund hatte unter Schirmherrschaft des ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zu einer Gedenk- und Begegnungsreise nach Minsk eingeladen.  Mehrere Nachkommen von Trostenez-Opfern aus Deutschland, Tschechien und Großbritannien sowie rund 100 Vertreter von Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen waren der Einladung  gefolgt.

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René Röspel und Oliver Kaczmarek bei der Kranzniederlegung in Blagowschtschina/Trostenez Foto: Pavel Kaleda: IBB

 

Bei einem Besuch der im Bau befindlichen Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Trostenez bei Minsk am 3. Mai gedachten die Teilnehmer in einer bewegenden Zeremonie den Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der östlichen Partnerschaft, Gernot Erler, entschuldigte sich am Montag, den 4. Mai im Rahmen der Gedenkreise erstmals im Namen der Bundesregierung für die für die deutsche Verbrechen in Belarus. Ein wichtiger Schritt im Versöhnungsprozess, dem weitere folgen müssen. Insbesondere der Ausbau von Begegnungen und die Förderung des Dialogs der jungen Generationen in beiden Ländern muss weiter vorangebracht werden.

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Gernot Erler, Olga Rentsch, Peter Junge-Wentruup, René Röspel und Oliver Kaczmarek in der IBB Minsk Foto: Pavel Kaleda: IBB

Darüber wie sich dieser Dialog der jungen Generationen im Rahmen des Europäischen Hochschulraumes konkret gestalten kann, diskutierte Oliver Kaczmarek  am 4. Mai mit Studierenden und Dozenten der Staatlichen Universität in Minsk. In der kommenden Woche entscheidet die Bologna-Ministerkonferenz über den Beitritt von Belarus zum Europäischen Hochschulraum. Vor diesem Hintergrund berichtete Oliver Kaczmarek von den deutschen Erfahrungen mit dem Bologna Prozess. Er warb für die Chancen des Austauschs und der Mobilität, mahnte aber zugleich, dass der Beitritt auch die Verpflichtung auf gemeinsame Werte, wie die Autonomie der Hochschulen und die Freiheit von Wissenschaft und Forschung beinhaltet. Über notwendige Reformen sprachen Kaczmarek und Röspel auch mit Vertretern des belarussischen Bildungsministeriums.

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Oliver Kaczmarek und René Röspel in Minsk

Nicht nur um die Freiheit der Wissenschaft ist es allerdings nach wie vor schlecht bestellt in Belarus. Die Reise wurde überschattet von einem erneuten Urteil gegen den ehemaligen sozialdemokratischen Präsidentschaftskandidaten und politischen Gefangenen Nikolai Statkewitsch, das am  4. Mai unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhängt wurde. Seine Haftbedingungen wurden durch das Urteil erneut verschärft. Die Freilassung der politischen Bedingungen bleibt weiterhin unabdingbare Voraussetzung für die Aufhebung von Sanktionen gegen führende belarussische Regierungsvertreter. Der zunehmende Druck auf die politischen Gefangenen, von dem die Angehörigen im Gespräch mit den Abgeordneten berichteten ist besorgniserregend.

Auch die im November bevorstehenden Präsidentschaftswahlen geben wenig Anlass zu Hoffnung. In den letzten Monaten waren weitere Einschränkungen der Medien- und Meinungsfreiheit zu beobachten. Die politische Opposition im Land ist massiven Repressionen ausgesetzt und kann kaum agieren. So hinterlässt die Reise insgesamt gemischte Eindrücke.

Europa – Vorreiter im Kampf gegen die Todesstrafe

Zum europäischen Jahrestag zur Ächtung der Todesstrafe am 10. Oktober fordert die SPD-Fraktion die weltweite Abschaffung der Todesstrafe. Aus europäischer Perspektive ist es besonders beschämend, dass Belarus als einziges Land in Europa noch die Todesstrafe vollstreckt.

Weltweit sitzen über 20.000 Menschen in einer Todeszelle und warten auf die Vollstreckung des Urteils. Trotz dieser unerträglich hohen Zahl zeichnet sich ein klarer Trend zur Abschaffung der Todesstrafe ab. So haben bisher 139 Staaten die Todesstrafe ausgesetzt, 58 Staaten vollstrecken sie noch. Zu ihnen zählt auch Belarus als einziges Land in Europa. Dort wurden in diesem Jahr bereits zwei Menschen hingerichtet. Deren Angehörige und Anwälte wurden erst nach der Vollstreckung informiert, die Körper der Getöteten nicht der Familie übergeben. Ein solches Verhalten bedeutet großes Leid für die Familien und verletzt internationale Standards. Wir fordern Belarus auf, so rasch wie möglich wenigstens ein Hinrichtungsmoratorium zu erlassen.

Europarat und Europäische Union sind Vorreiter im Kampf für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe. Staatliches Töten im Namen einer vermeintlichen Gerechtigkeit widerspricht unseren Grundwerten. Die Todesstrafe ist nicht vereinbar mit dem Verbot der Folter und grausamer sowie erniedrigender Behandlung. Unter allen Umständen verhindert werden müssen Hinrichtungen von Personen, die zur Tatzeit minderjährig waren, und von psychisch kranken oder geistig behinderten Personen.

In der Debatte zum Gedenktag am 10. Oktober wird der Deutsche Bundestag seine entschiedene Ablehnung der Todesstrafe bekräftigen und internationale Anstrengungen zu ihrer Abschaffung fordern. Zu dieser Debatte hat die Koalition einen Antrag eingebracht, der die Rolle und Möglichkeiten Europas beleuchtet.

Amnesty Aktion gegen Todesstrafe; Berlin, 10.10.2010

Brücken zwischen Ost und West – Dienstreise nach Minsk

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Als Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Parlamentariergruppe war ich gemeinsam mit meinem Kollegen René Röspel in der vergangenen Woche zu politischen Gesprächen in Minsk.  Anlass der Reise boten die Feierlichkeiten zum 20jährigen Bestehen der Internationalen Bildungs-und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk, zu denen auch der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck angereist war. Die IBB Minsk ist als deutsch-belarussisches Kooperationsprojekt eine wichtige Brücke zwischen Ost und West, ein etablierter Ort des Dialoges und der Verständigung. Auch mein erster Weg nach Belarus führte 1999 über die IBB.

Im Mittelpunkt der politischen Gespräche, die ich in Minsk führen konnte, standen aktuelle außen- und innenpolitische Entwicklungen vor dem Hintergrund der Ukrainekrise, die Lage der Menschenrechte sowie die Wissenschafts- und Forschungspolitik. Dazu traf ich mit unabhängigen Politikwissenschaftlern und Medienmachern, Aktivisten aus Parteien und Menschenrechtsorganisationen sowie mit Vertretern des Bildungsministeriums und des Komitees für Wissenschaft und Technologie zusammen.

Das Fazit der Reise ist gemischt: Belarus bleibt ein spannendes, aber leider weiterhin auch widersprüchliches Land. Es könnte eine wichtige Brücke in Europa zwischen Ost und West sein. Der Weg dahin kann nur über Menschenrechte und Demokratie führen.

Einen ersten Reisebericht und einige Impressionen finden Sie hier.

Zu politischen Gesprächen in Minsk

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Oliver Kaczmarek, Matthias Platzeck und René Röspel vor der IBB „Johannes Rau“ in Minsk

Vom 1. bis 4. Oktober 2014 reiste Oliver Kaczmarek als Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages gemeinsam mit seinem Kollegen René Röspel zu politischen Gesprächen nach Minsk. Anlass der Reise waren unter anderem die Feierlichkeiten zum 20jährigen Bestehen der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk, ein deutsch-belarussisches Gemeinschaftsprojekt, welches heute ein fest etablierter Ort der Begegnung, des Dialoges und der Versöhnung und Verständigung in Minsk ist. Die wichtige Arbeit des IBB würdigte auch der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, der ebenfalls nach Minsk gereist war.

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Gespräch mit dem Leiter des Staatlichen Komitees für Wissenschaft und Technologie

In den drei Tagen führten Oliver Kaczmarek und René Röspel Gespräche zur Bildungs- und Wissenschaftspolitik unter anderem mit dem Vorsitzenden des staatlichen Komitees für Wissenschaft und Technologie und Vertretern des Bildungsministeriums. Aktuelle außen- und innenpolitische Fragen insbesondere vor dem Hintergrund der Ukrainekrise standen im Mittelpunkt der Gespräche mit Politikwissenschaftlern, Meinungsforschern und unabhängigen Medienvertretern sowie Aktivisten aus Parteien und Menschenrechtsorganisationen. Am Samstag gedachten die beiden Abgeordneten der Opfer nationalsozialistischer Vernichtungspolitik mit einer Kranzniederlegung in der Erschießungsgrube „Jama“ des ehemaligen Minsker Ghettos. Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Trostenez bei Minsk erkundigten sie sich darüber hinaus nach dem Stand der Planungen und Vorbereitungen des dort auf deutsch-belarussische Initiative entstehenden Gedenkkomplexes.

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Treffen mit Vertretern von Menschenrechtsorganisationen

Aus den Gesprächen in Minsk ergab sich ein differenziertes Bild zur aktuellen Situation in Belarus. Das Land war durch seine Vermittlerrolle in der Ukrainekrise zuletzt wieder stärker in die Aufmerksamkeit der deutschen Medien geraten. Während auf internationaler Ebene eine gewisse Bewegung zu beobachten ist, bleibt die innenpolitische Lage in Bezug auf Menschenrechte und Meinungsfreiheit unverändert. Seit der Niederschlagung der Proteste im Anschluss an die Präsidentschaftswahlen 2011 in Belarus ist die bilaterale Zusammenarbeit zwischen der EU und ihren Mitgliedsstaaten und Belarus auf den obersten Ebenen eingefroren. Zivilgesellschaftlich, wirtschaftlich und auf lokaler Ebene gibt es jedoch einen regen Austausch zwischen Deutschland und Belarus

Ein ausführlicher Reisebericht folgt hier in Kürze.

 

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Aus Belarus in den Deutschen Bundestag

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Der Deutsche Bundestag vergibt mit der Freien Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Technischen Universität Berlin jährlich etwa 120 Stipendien für junge Hochschulabsolventen aus 41 Nationen. Das Programm dauert jedes Jahr vom 1. März bis zum 31. Juli. Über dieses Internationale Parlamentsstipendium konnte ich Janina Kazachuk aus Belarus in meinem Berliner Büro begrüßen. Fünf Monate lang lernte sie die Abläufe des Deutschen Bundestages kennen und unterstütze mich bei meiner parlamentarischen Arbeit. Ich danke Janina an dieser Stelle für ihren Einsatz. Die Zeit war ein interessanter Austausch für uns beide.

Weitere Informationen zum Internationalen Parlamentsstipendium erhalten Sie hier.

Janinas Praktikumsbericht können Sie hier nachlesen:

Vom Anfang März bis Ende Juli 2014 absolvierte ich ein Praktikum im Berliner Abgeordnetenbüro von Oliver Kaczmarek. Als Stipendiatin des Deutschen Bundestages bekam ich die Gelegenheit, fünf Monate lang hautnah zu erleben, wie das politische System in Deutschland funktioniert und wie der Arbeitsalltag eines Bundestagsabgeordneten gestaltet ist.

Im Rahmen des Internationalen Parlamentsstipendiums des Deutschen Bundestages, das mir die Teilnahme an dem Praktikum ermöglicht hat, wurden in diesem Jahr mehr als 120 junge Akademikerinnen und Akademiker aus 31 Länder der Welt nach Berlin eingeladen. Aus Belarus, meinem Heimatland, kamen in diesem Jahr neben mir noch 2 weitere Teilnehmerinnen, die gerne das politische Geschehen in Berlin kennenlernen wollten.

Janina Kazachuk mit Oliver Kaczmarek im SPD-Fraktionssaal

Janina Kazachuk mit Oliver Kaczmarek im SPD-Fraktionssaal

Das Programm bot eine ganze Reihe von vielseitigen Komponenten an: neben der Arbeit im Büro selbst, hatten wir die Möglichkeit, an Arbeitsgruppen-, Ausschuss- und Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages teilzunehmen. Zugleich bestand die Gelegenheit, auch Lehrveranstaltungen an einer der Berliner Universitäten zu besuchen.

Besonders viel Spaß machten mir Treffen mit Besuchergruppen aus dem Wahlkreis, zu denen ich Herrn Kaczmarek sehr oft begleitet habe. Oft handelte es sich dabei um Schulklassen aus dem Wahlkreis Unna, die auf  Einladung ihres Abgeordneten den Bundestag besucht haben und mit Herrn Kaczmarek ins Gespräch gekommen sind, um mit ihm über verschiedene politikbezogene Fragen zu diskutieren und mehr über seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter zu erfahren. Besonders beeindruckend fand ich dabei, wie neugierig, aber auch gut informiert die Schülerinnen und Schüler über unterschiedliche politische Themen waren.

 

Eine Sitzung der Stipendiaten im Deutschen Bundestag

Eine Sitzung der Stipendiaten im Deutschen Bundestag

Im Laufe des Praktikums habe ich auch eine dreitägige Wahlkreisreise nach Nordrhein-Westfalen unternommen. Da diese Reise gerade während der Europa- und Kommunalwahlen stattgefunden hat, bekam ich die Möglichkeit, den Wahlprozess vor Ort zu beobachten. Mit Hilfe der Mitarbeiter der lokalen Wahlkommission und meinem Abgeordneten konnte ich die letzte Phase des Wahlkampfes und die Stimmabgabe und die Stimmenzählung miterleben.

Meine Praktikumszeit im Bundestag ist nun vorbei und ich bin wieder in mein Heimatland zurückgekehrt. Ich bin mir aber sicher, dass ich mich an diese 5 Monate in Berlin noch lange erinnern werde, da ich in dieser kurzen Zeit unglaublich viele Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt habe, die mich nicht nur fachlich, sondern, in großem Maße, auch persönlich bereichert haben und die für mein späteres Leben sehr bedeutsam sind.

 

Die IPS Stipendiaten 2014

Die IPS Stipendiaten 2014

Tarifpaket und Pflegereform – Zur Sitzungswoche vom 30.06.-04.07.2014

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Am Donnerstag hat die SPD ihr wichtigstes Wahlversprechen eingelöst: der gesetzliche Mindestlohn kommt ab dem 1.1.2015! Das ist eine historische Entscheidung. Denn mit dem Mindestlohn beenden wir die Dumpinglohnwirtschaft und geben der Arbeit ein Stück Würde zurück. Wir wollen erreichen, dass die Menschen von ihrer Arbeit auch anständig leben können. Der Mindestlohn ist ein erster Schritt dahin.

In den letzten Tagen hat es noch zahlreiche Berichte über die Ausgestaltung des Gesetzespakets gegeben. Dabei wurde der Mindestlohn vielfach in ein falsches Licht gestellt. Denn entgegen einiger Behauptungen gibt es keine Branche, die ab 2017 vom Mindestlohn ausgenommen ist! Für die Zeitungszusteller wurde ein gesetzlicher Übergang zum Mindestlohn bis 2017 erarbeitet, da es in dieser Branche leider keinen Tarifvertrag gibt.

Für Praktikanten gibt es eine echte Verbesserung, da neben dem Mindestlohn ab dem Praktikum von drei Monaten auch qualitative Verbesserungen erreicht wurden, die den Praktikantenstatus besser regeln. Einzig Langzeitarbeitslose in den ersten sechs Monaten einer Beschäftigung und Schüler unter 18 Jahren sind vom Mindestlohn derzeit ausgenommen. Diesen Preis musste die SPD leider für den Mindestlohn zahlen.

Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass bereits ab nächstem Jahr rund 4 Millionen Menschen direkt vom Mindestlohn profitieren und bis 2017 zahlreiche weitere dazu kommen werden. Ein Verdienst der SPD in der Bundesregierung und ein Verdienst von Arbeitsministerin Andrea Nahles! Ich rate insbesondere meiner eigenen Partei zu Selbstbewusstsein über das, was wir über viele Jahre erkämpft und heute vollendet haben.

Heute beginnen in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien. Auch der Deutsche Bundestag geht nun in seine parlamentarische Sommerpause, in der die Bundestagsabgeordneten die Zeit in ihren Wahlkreisen verbringen. Nutzen Sie die Sommerferien und nehmen Sie mit Ihrem Abgeordneten Kontakt auf, wenn Sie Fragen, Anregungen oder Kritik haben. Nutzen Sie die Sommerferien aber auch für eine Phase der Erholung. Der Kreis Unna bietet viele Möglichkeiten dafür. So gestärkt wird Sie dann am 12. September der nächste Infodienst aus Berlin erreichen.

Schöne Ferien!

Mit freundlichen Grüßen
Oliver Kaczmarek

P.S.: Zuletzt noch ein Klick-Tipp: Für das ipg-Journal, eine online-Debattenplattform für Fragen internationaler und europäischer Politik, habe ich einen Artikel über Isolation und die Herausforderung des politischen Dialogs mit Belarus geschrieben.

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Die Themen:
1. Tarifpaket für neue Ordnung am Arbeitsmarkt
2. Leistungen in der Pflege ausbauen und flexibilisieren
3. Modernes Staatsbürgerschaftsrecht schaffen
4. Schnelles Internet für alle
5. Bundesbesoldung und Beamtenversorgung anpassen